Interview mit Dr. Wolf Kirschner über BabyCare




Was ist das BabyCare-Vorsorgeprogramm?

Das BabyCare-Vorsorgeprogramm wurde von erfahrenen Geburtshelfern, Hebammen, Kinderärzten und Sozialmedizinern entwickelt, um Frauen möglichst ohne Komplikationen durch ihre Schwangerschaft zu begleiten und eine Frühgeburt zu vermeiden.

Das Programm besteht aus einem Handbuch und einem Fragebogen. Im Handbuch werden alle wichtigen Fragen der Schwangerschaft und Geburt beleuchtet, wobei medizinische Fachbegriffe und Zusammenhänge verständlich erklärt werden.

Der Fragebogen fragt die persönliche Lebenssituation der Schwangeren ab, von der beruflichen Situation, über bestehende Krankheiten und die Einnahme von Medikamenten, bis hin zur Ernährungsanalyse anhand des 7-Tage-Protokolls am Ende des Fragebogens. Hierbei sind alle gemachten Angaben selbstverständlich freiwillig und werden unter strenger Einhaltung der Datenschutzrichtlinien ausgewertet.

Das individuelle Auswertungsschreiben beinhaltet Hinweise und Ratschläge zu den relevanten abgefragten Bereichen und gibt individuelle Empfehlungen. Eine Besonderheit unseres Fragebogens ist die Möglichkeit, eine oder mehrere gezielte Fragen an die wissenschaftliche Leitung des Instituts zu stellen – diese werden dann persönlich beantwortet und fließen in das Auswertungsschreiben mit ein.

Neuer Bestandteil des Programms ist die BabyCare-App. Dort findet man viele ähnliche Informationen, kann spielerisch mehrere Tests absolvieren und bekommt Sofortauswertungen.

 

Ein zentrales Ziel eures Programms ist es, die Frühgeburtenrate zu senken. Was ist eurer Meinung nach die Hauptursache für Frühgeburten?

Diese Frage kann man so pauschal nicht beantworten, denn jede Schwangere und jede Schwangerschaft ist anders. Es gibt jedoch Bedingungen, die ein Frühgeburtsrisiko erhöhen können. Um die werdenden Mütter individuell und umfangreich über diese Faktoren zu informieren, wurde das BabyCare-Handbuch und der dazugehörige Fragebogen in langjähriger Arbeit entwickelt und wird auch stetig weiterentwickelt.

Wir möchten jedem Kind den optimalen Start ins Leben ermöglichen und dies beginnt bereits vor der Geburt. Kommt ein Kind vor der vollendeten 37.Schwangerschaftswoche zur Welt, spricht man von einer Frühgeburt. Doch nicht alle Umstände, die dazu führen können, können Sie beeinflussen. Ihr Alter und bereits erlittene Frühgeburten in vorherigen Schwangerschaften zählen beispielsweise dazu. Sie können jedoch auch aktiv bestimmte Lebensbereiche positiv gestalten. Dazu zählen etwa eine gesunde und ausgewogene Ernährung, Sport und Stressreduktion.

Einer der Hauptrisikofaktoren für eine Frühgeburt sind bakterielle Vaginalinfektionen. Diese können unter Umständen zu vorzeitigen Wehen oder zu einem vorzeitigen Blasensprung führen. Doch auch hier können Sie aktiv für Ihre Gesundheit sorgen, vorbeugen und kontrollieren. Messen Sie dafür regelmäßig den pH-Wert der Scheide, dieser sollte am besten bei einem Wert unter 4,5 sein. Ist der Wert erhöht, deutet dies auf eine Störung des Scheidenmilieus hin und Sie sollten am nächsten Tag eine weitere Messung durchführen. Entsprechende Teststäbchen oder -streifen erhalten Sie in der Apotheke. Ist der Wert weiterhin erhöht, sollten Sie Ihre behandelnde Frauenärztin bzw. den Frauenarzt kontaktieren und weitere Maßnahmen, z. B. einen Vaginalabstrich, besprechen.

 

Welche (weiteren) Risikofaktoren gibt es und wie können werdende Mütter diese vermeiden/minimieren?

Zu den weiteren vermeidbaren Faktoren zählen zum Beispiel das Rauchen und der Konsum von Alkohol. Rauchen Sie innerhalb der Schwangerschaft, verdoppelt sich das Frühgeburtsrisiko bereits! Falls Sie Raucherin sind und schwanger, ist spätestens jetzt der richtige Zeitpunkt, um aufzuhören. Dabei können Sie sich die Gesundheit Ihres Kindes als Motivation nehmen. Auch Unter- und Übergewicht, zu starke körperliche Anstrengung durch Arbeit oder beim Sport können eine Frühgeburt begünstigen.

Achten Sie auf Ihren Körper, auf Anzeichen von Stress und Überlastung und versuchen Sie, es ruhig angehen zu lassen. Auch viel emotionaler Beistand von Freunden, Familie und dem Partner haben einen positiven Einfluss auf den gesunden Verlauf der Schwangerschaft.

 

Mit dem BabyCare-Fragebogen kann mein persönliches Gesundheitsprofil erstellt werden. Worauf sollte ich bei meiner Ernährung während der Schwangerschaft am meisten achten?

Die Ernährung innerhalb der Schwangerschaft sollte besonders abwechslungsreich und ausgewogen sein. Das Klischee „Man isst für zwei“ gilt hier aber ausschließlich insofern, dass man doppelt so gesund essen sollte! Schließlich versorgt man das ungeborene Kind unmittelbar mit allen wichtigen Nährstoffen. Ein wichtiger „Baustein“ für das gesunde Wachstum des Kindes ist zum Beispiel Folsäure (Folat). Sie hilft dabei, das Neuralrohr (erste Entwicklungsstufe des Nervensystems) zu entwickeln und zu schließen.

Da eine Schwangerschaft eine enorme Leistung des Körpers darstellt, sollte auch die werdende Mutter im eigenen Interesse besonders auf die ausreichende Nährstoffversorgung achten. Hierbei spielt z. B. die Eisenversorgung eine sehr wichtige Rolle. Der Bedarf steigt innerhalb der Schwangerschaft um das Doppelte an und schnell bekommen die Schwangeren Mangelerscheinungen, wie Müdigkeit und erhöhte Infektionsanfälligkeit oder gar Anämien (Blutarmut).

Auch ist es wichtig, auf eine ausreichende Jodversorgung zu achten. Diese gelingt in der Regel durch den Verzehr von Seefisch und/oder Meeresfrüchten ca. zwei Mal pro Woche. Falls Schwangere dies nicht mögen, bleibt nur die Einnahme von Jodpräparaten. Ein Jodmangel reduziert die Bildung von Schilddrüsenhormonen; dies führt zu Schilddrüsenfunktionsstörungen, die in Fehl- und Frühgeburten, sowie geistigen Entwicklungsstörungen des Kindes resultieren können.

Dass zum Beispiel auf übermäßigen Tee- und/oder Kaffeekonsum verzichtet werden sollte, ist den meisten Schwangeren klar. Es gibt jedoch auch Lebensmittel, die auf den ersten Blick „harmlos“ erscheinen, wie etwa Leber und Leberprodukte – diese enthalten jedoch viel Vitamin A, welches schädigende Auswirkungen auf die Organentwicklung des Kindes haben kann.

Daher ist die 7-Tage-Ernährungsdokumentation mit anschließender Analyse im Auswertungsschreiben, auf Basis der Empfehlung der DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung), innerhalb des Fragebogens auch ein zentraler Bestandteil der Aufklärung der Teilnehmerinnen von BabyCare.

 

BabyCare hat eine Entspannungs-CD für werdende Mamis zusammengestellt. Was können wir für Klänge von “Du in mir” erwarten?

Bei der Komposition der CD wurde durch reine Akustik der Verlauf der Schwangerschaft in märchenhafter Weise nachgestellt. Klassische Instrumente, wie etwa Violine, Oboe und Harfe, interpretieren erste Interaktionen von Mutter und Kind. Man kann sich während der – zum Teil mit Meeresrauschen unterlegten – Musik entspannen und ganz bewusst in seinen Körper hineinfühlen und erste zarte Banden mit seinem ungeborenen Kind knüpfen. Auch Klassiker wie „Guten Abend, gut‘ Nacht“ befinden sich neben 9 anderen Werke auf der CD.

 

BabyCare hat eine Rezeptbroschüre entworfen. Um einen kleinen Vorgeschmack zu erhalten, möchtet ihr mit uns ein Rezept teilen?

Um sich vor oder während Schwangerschaft gesünder zu ernähren, wurde diese Broschüre mit leckeren Rezepten zur optimalen Nährstoffversorgung entwickelt. Besonders die vier sog. „kritischen“ Mikronährstoffe, welche für die gesunde Entwicklung des Kindes essentiell sind, wurden bei der Zusammenstellung der Rezepte berücksichtigt: Eisen, Jod, Folsäure und Calcium. Nahezu alle Schwangeren, die keine Zusatzpräparate einnehmen, leiden an Unterversorgung dieser Nährstoffe, da sich der Bedarf im Laufe der Schwangerschaft z. B. bei Eisen verdoppelt.

Die Broschüre beinhaltet zum einem eine Tabelle mit Lebensmitteln, die einen hohen Gehalt der genannten Mikronährstoffe haben, und zum anderen eine Zusammenstellung von Rezepten für Frühstück, Zwischenmahlzeiten und Hauptmahlzeiten.

Hier ein Beispielrezept als Vorgeschmack:

Gelbe Paprikasuppe mit gebratenen Scampi (Aufwand ca. 30 Min., mittlerer Schwierigkeitsgrad)

Zutaten:

  • 2 gelbe Paprikaschoten
  • 100g Kartoffeln
  • Zwiebeln
  • ½ l Gemüsebrühe
  • ¼ TL mildes Currypulver und Koriander
  • Jodsalz, Pfeffer aus der Mühle
  • 2 Scampi (á 35 – 40 g)
  • Je 1 TL Zitronensaft und Schnittlauchröllchen
  • ½ TL Sonnenblumenöl

1. Die Paprikaschoten waschen, halbieren, entkernen, mit heißem Wasser überbrühen, die Haut abziehen und kleinschneiden. Kartoffeln schälen und ebenfalls kleinschneiden.

2. Die Zwiebeln abziehen und in feine Würfel schneiden. Wenig Gemüsebrühe erhitzen und das Gemüse darin andünsten. Mit der restlichen Gemüsebrühe auffüllen und mit Curry, Koriander, Jodsalz und Pfeffer würzen.

3. Die Suppe etwa 15 bis 20 Minuten bei mittlerer Hitze durchkochen lassen, vom Herd nehmen und mit dem Mixstab pürieren. Aufkochen lassen und abschmecken.

4. Inzwischen die Scampi unter kaltem Wasser abbrausen, trockentupfen und mit Jodsalz, Zitronensaft und Pfeffer würzen. Eine beschichtete Pfanne erhitzen, wenig Sonnenblumenöl hineingeben und die Scampi darin von allen Seiten braten, bis sie „durch“ aber nicht trocken sind. In der Schwangerschaft sollten aufgrund der Gefahr von Lebensmittelinfektion keine tierischen Produkte roh verzehrt werden!

5. Die Suppe auf Teller verteilen. Scampi mit Küchenkrepp abtupfen und daraufsetzen. Mit Schnittlauch bestreut servieren.

6. Sich schmecken lassen!

 

Kontakt & Vita

BabyCare

FBE Forschung Beratung Evaluation GmbH
Projektteam BabyCare
info@fb-e.de

 
Vita Dr. Wolf Kirschner

  • Dr. phil., geb.1951;
  • 1973 bis 1979 Studium der Sozialwissenschaften an der Universität Göttingen;
  • 1979 bis 1982 Projektleiter bei Infratest Gesundheitsforschung in München und Berlin.
  • 1982 bis 1986 Repräsentant der Infratest Gesundheitsforschung in Berlin (West).
  • 1987 bis 1996 Geschäftsführer der Epidemiologischen Forschung Berlin (EFB).
  • Seit 1997 Consultant von Forschung Beratung Evaluation Berlin (FBE)
  • Dozententätigkeit in Evaluationsforschung an Hochschulen im In- und Ausland
  • 1992 Promotion an der Freien Universität Berlin.
  • Hauptarbeitsgebiete: Epidemiologie, Evaluations- und Interventionsforschung, Gesundheitsförderung und Prävention.
  • Seit 2002 Leiter der Abteilung Evaluationsforschung bei FBE
  • Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Evaluation.

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